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Jeder kann seine Vergangenheit heilen (Die Kraft der Vergebung)



Heute möchte ich über eines meiner größten Herzensthemen schreiben: Die Fähigkeit, sich selbst zu heilen, welche jeder in sich trägt.


Im Laufe unseres Lebens erleiden wir alle zahlreiche Verletzungen - durch andere Menschen, durch uns selbst bzw. unsere Sichtweise auf die Dinge oder durch sonstige äußere Umstände. Verletzt zu werden und Schmerz in sich zu tragen ist völlig normal und unvermeidbar. Es geht auch überhaupt nicht darum, Schmerz zu vermeiden. Es geht darum, zu lernen, mit ihm umzugehen, ihn fühlen zu dürfen und ihn wirklich zuzulassen. Denn genau durch dieses Zulassen unserer unangenehmen Gefühle nehmen sie an Stärke ab. Wenn du diese Gefühle allerdings nicht zulässt, sondern versuchst, sie zu verstecken und herunterzuschlucken, bleiben sie in deinem Unterbewusstsein vorhanden. Von hier aus nehmen sie Einfluss auf deine Gedanken und Handlungen, auch wenn dir das überhaupt nicht bewusst ist.


Es gibt ein Zitat im Englischen, das besagt "hurt people hurt people". Das heißt, dass verletzte Menschen wiederum andere Menschen verletzen werden. Es ist gar nicht anders möglich. Die einzige Möglichkeit, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, besteht darin, die eigenen Wunden bzw. die eigene Vergangenheit zu heilen. Das ist nicht immer der einfachste Weg, aber es ist der einzige, der nachhaltig zu einem glücklichen, liebevollen und friedlichen Leben führt. Und das ist es, was wir uns alle tief im Herzen wünschen - nichts anderes. Egal, wie viel materiellen Reichtum, wie viele Auszeichnungen, wie viel Berühmtheit etc. wir erlangen. Wonach wir uns alle wirklich sehnen, ist Liebe, Glück und Frieden. Und den bekommen wir nur, wenn wir unsere Vergangenheit akzeptieren und heilen.


Der erste Schritt hierfür ist es, sich seine Vergangenheit nochmal in Ruhe anzuschauen. Heute bist du älter, größer und weiser. Du kannst deine Vergangenheit nun mit ganz anderen Augen sehen, wenn du es nur zulässt. Du steckst nicht mehr in diesen Situationen, sondern kannst sie dir von außen anschauen - quasi wie ein Zuschauer. Du kannst dir die schmerzhaften Momente deines Lebens noch einmal in Erinnerung rufen und diese Gefühle einfach mal zulassen. Es sind nur Gefühle. Gefühle bleiben nie länger als 3 Minuten bei uns, wenn wir nicht an ihnen festhalten. Und genau darum geht es: Nicht mehr an ihnen festzuhalten, sondern sie zu "durchfühlen" und sie dadurch gehenzulassen. Hierin liegt die ganze Magie.


Es gibt unzählige Tools, um alte Erinnerungen, alten Schmerz und Frust gehenzulassen. Hier muss jeder die richtigen Methoden für sich finden. Ich habe sehr viele Sachen und Ansätze ausprobiert und im Laufe der Jahre die für mich kraftvollsten Methoden extrahiert, welche ich dadurch nun auch bei meinen Klienten anwenden kann. Aber all das geht nur, weil ich diesen Weg selbst bereits seit Jahren gehe. Es geht darum, zu vergeben - sich selbst, Anderen und dem Leben.



Oprah sagte vor ein paar Jahren "forgiveness is giving up the hope that the past could've been any different" (dt. "Vergebung bedeutet, die Hoffnung aufzugeben, dass die Vergangenheit hätte anders sein können"). Dieser Satz hat mich sehr berührt und fasst den Sinn bzw. die Essenz von Vergebung meiner Meinung nach perfekt zusammen. Es geht darum, sich nicht weiterhin zu fragen (bzw. darüber aufzuregen), wie das Leben wohl wäre, wenn etwas bestimmtes (nicht) geschehen wäre. Diese Dinge sind nun nicht mehr zu ändern, sondern liegen in der Vergangenheit. Aber solange wir uns darüber aufregen, wie etwas gelaufen ist, sind wir mit unserem Fokus in der Vergangenheit. Wir stecken unsere gesamte Energie in die Vergangenheit, weswegen uns diese Kraft heute im Jetzt fehlt.


Der einzige Weg, aus diesem Schlamassel rauszukommen, ist es, loszulassen. All die "Was wäre wenn...?". All die "Das hätte nicht passieren dürfen". All die "Warum immer ich...?". All den Schmerz, all den Hass, all die Verletzungen - loszulassen. Tief durchzuatmen und loszulassen. Diesen Erlebnissen zuzustimmen. Versteh' mich bitte nicht falsch: Es geht nicht darum, dass du es "gut" oder "gerecht" finden sollst, dass diese Dinge geschehen sind. Absolut nicht! Es geht jedoch darum, der Tatsache zuzustimmen, dass sie geschehen sind. Ohne diese Zustimmung lebst du die ganze Zeit in einer Art Verweigerung und Verleugnung der Tatsachen. Das Akzeptieren der Umstände (so unangenehm sie auch sein mögen) ist der einzige Weg zur Besserung und Heilung. Es geht darum, Ver-antwort-ung zu übernehmen - in diesen Situationen eine Antwort für dich zu finden. Einen Schatz zu finden, eine Lektion, die du hierdurch lernen konntest und die dich zu dem starken Menschen gemacht hat, der du heute bist.


Manche Leute werden jetzt denken "Ich will diesen Erlebnissen aber nicht zustimmen! Mir wurde unrecht getan und die andere Person verdient meine Vergebung nicht!". Hier liegt der springende Punkt: Du machst das Ganze nicht für andere Menschen, sondern für DICH. Den Anderen von seiner "Schuld" zu entlasten, bringt DIR Frieden. Es geht hier in erster Linie nicht darum, dass der Andere entlastet wird, sondern dass DU diese Last abwirfst. Solange du weiter mit einem Vorwurf an Andere lebst, lebst DU in Unfrieden. DU leidest. Nicht der Andere. Ich habe mal ein Zitat gehört, das besagte: "An einem Vorwurf festzuhalten, um jemand Anderen zu verletzen, ist wie ein Glas voll Gift zu trinken in der Hoffnung, dass der Andere stirbt." Mit deinen Vorwürfen verletzt du vor allem dich selbst. Jedes Mal, wenn du an diese Situation bzw. diesen Menschen denkst. Immer und immer wieder. Es geht darum, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.


Ich weiß, dass das nicht einfach ist. Aber ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass durch Vergebung und Loslassen unglaublich viel innerer Frieden in dein Leben fließen wird. Du denkst danach nicht mehr andauernd an diese vergangenen Situationen. Und wenn du doch mal an sie denken solltest, kommen nicht mehr die alten unangenehmen Gefühle dabei hoch, sondern eine Form von Neutralität und Akzeptanz. Das ist das sichere Zeichen, dass du diese Situation geheilt und losgelassen hast.


Ich wünsche dir viel Kraft!


Dein Raffael

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